Folge 51 - Aus der Komfortzone, rein ins Rampenlicht - Eva Primavesi im Interview

Shownotes

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Claudia: Und ich freue mich so, diesen Gast bei mir zu haben, weil ich schon so lange das vorhabe. Aber jetzt hat es endlich geklappt. Hallo Eva Primavesi.

Eva Primavesi: Hallo Claudia. Ich freue mich auch riesig, dass ich da sein darf.

Claudia: Ich freue mich wirklich, weil wir sind ja schon lange, längere Zeit in Verbindung miteinander.

Eva Primavesi: Genau.

Claudia: Und du hast ja einen sehr spannenden Job. Danke. Und wir haben ja auch schon mal geplaudert über deine Karriere. Hast du mir viele spannende Sachen, interessante Sachen erzählt. Und ich finde, wir sollten das diesen Hörerinnen dieses Podcasts nicht weiter vorenthalten. Liebe Eva, magst du dich mal ein bisschen vorstellen?

Eva Primavesi: Ja, danke liebe Claudia. Ich freue mich sehr, dass wir heute über meinen Lebensweg plaudern. Ganz ungewohnt, normalerweise plaudere ich ja über mein Thema. Mein Thema ist ja Pressearbeit. Also ich zeige Selbstständigen und Unternehmern und kleinen Unternehmern und natürlich auch Frauen hauptsächlich, wie sie in die Medien kommen, wie sie in die Presse kommen. Und ja, das begleitet mich eigentlich schon ein Leben lang. Und vielleicht hört man es an meinem Akzent. Ich sage Hallo aus Wien, du ja auch Claudia, aber oft einmal haben wir auch Gäste aus dem deutschsprachigen Raum, die dazu hören, denke ich.

Eva Primavesi: Und ja, was ist wichtig über mich? Ich bin Mama 1 bald Teenagers. Next Level Mama. Ich wachse mit den Herausforderungen. Ich bin auch in 1 Patchwork-Familie, was uns eigentlich recht gut gelingt, worüber ich sehr froh bin. Und ja, was gibt es noch über mich zu erzählen? Eigentlich richtig viel und ich weiß ja gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich bin zwar immer in Wien stationiert, beispielsweise. Also ich bin in Wien zu Hause, ich bin in Wien geboren, aber ich bin so ein sehr, ich bin ein sehr internationales Kind. Ich war viel im Ausland, ich habe viel im Ausland gelebt, ich habe viel im Ausland gearbeitet, ich habe auch im Ausland studiert, bin aber immer wieder sehr gern nach Wien zurückgekommen, weil ich kann hier an dieser Stelle nur alle Studien bestätigen, Wien hat wirklich die beste Lebensqualität von all den Großstädten, in denen ich schon sein durfte.

Claudia: Auf deine Reisen kommen wir dann noch zu sprechen. Liebe Eva, kannst du dich noch erinnern, was du als Kind werden wolltest?

Eva Primavesi: Nicht mehr so genau, aber meine Mama hat immer gesagt, ich wollte Bäuerin werden.

Claudia: Wie bist du auf Bäuerin gekommen?

Eva Primavesi: Ich habe mit meinen Großeltern und auch mit meinen Eltern die Ferien dann und wann oder öfters auf einem Bauernhof verbracht. Und es spiegelt auch einen meiner großen Werte wieder, so die Natur und Naturverbundenheit, obwohl ich in der Großstadt lebe, Aber auch die Liebe zu Tieren. Ich bin mit einem Hund groß geworden, ich bin eine Hundennärrin. Leider glaube ich, Katzen finde ich auch total süß, aber wenn ich es mir aussuchen kann, dann lieber einen Hund. Aber es ist natürlich viel Arbeit und meine Eltern haben nach wie vor einen Hund, also ich bin gut gesettelt.

Claudia: Ja, braucht man natürlich auch viel Zeit.

Eva Primavesi: Genau.

Claudia: Und braucht man ordentlich Zeit.

Eva Primavesi: Richtig. Und als Kind war es natürlich immer fein, die ganzen Babykatzen und Babyhunde zu streicheln, im Kuhstall herumzuwuseln, den Pferden auf der Weide zuzuschauen oder was auch immer. Ich glaube, das interessiert viele Kinder. Und hat Spuren hinterlassen bei mir.

Claudia: Und wie lange hast du diesen Wunsch aufrecht erhalten oder ist es irgendwann mal abgelöst worden ?

Eva Primavesi: Du, wie gesagt, ich kann mich an diesen Berufswunsch eigentlich selber gar nicht so erinnern. Ich war eher, Ich bin eher eine Spätzünderin, was meinen Beruf oder meine Berufung betrifft. Und jetzt, wo du mich fragst, finde ich es sehr spannend, weil ich war ja als Kind unglaublich schüchtern. Ich habe mich am liebsten immer hinter dem Rockzipfel meiner Mama versteckt. Ich war nie diejenige, die in eine Runde von Kindern hineingestürmt ist und gesagt hat, da bin ich. Sondern

Eva Primavesi: ich war eher die, die so am Rand gestanden ist und das Ganze mal beobachtet hat, bevor ich da irgendwer den Schritt gesetzt habe. Also ich bin ruhig, introvertiert und als Kind war ich auch noch unglaublich schüchtern. Das mit dem Schüchtern konnte ich ein bisschen ablegen, aber es holt mich trotzdem in manchen Situationen wieder ein. Und das ist eben jetzt der Punkt, wo ich sage, Leute, das ist eine sehr spannende Frage, weil ich natürlich jetzt in einem Metier tätig bin, der volles Rampenlicht erfordert. Und ich verstehe alle, die zu mir kommen, die sagen, ja, Pressearbeit, irgendwie ein bisschen fürchte ich mich schon und da bin ich so exponiert und keine Ahnung, vielleicht stellt mir der Journalist blöde Fragen, die ich nicht beantworten kann. I feel you. Ja, Ich verstehe sie alle. Und ich kann nur sagen, mach es trotzdem, weil es einfach außerhalb der Komfortzone ist, wie man so schön sagt, und einen selber spüren lässt, dass es alles halb so wird.

Claudia: Also ich kenne das ja auch. Ich war als Kind auch eher ein bisschen schüchtern, also vor allem in der Pubertät dann. Und ich war Schulsprecherin.

Eva Primavesi: Oh, wow.

Claudia: Ja, das war aber eine, ich weiß nicht, ich war immer engagiert, ja, also ich habe nicht das Rampenlicht gesucht, aber ich war engagiert. Und ich musste dann durch die Klassen gehen und mich vorstellen und Wahlwerben und wegen 1000 Sachen irgendwie. Und dieses vor der Tür stehen und die dort aufzumachen, das war immer so eine Challenge. Also wenn ich mal dann drin war, dann ist es gegangen. Aber dieses vor verschlossenen Türen stehen, das habe ich noch immer. Also da reißt es mich noch immer.

Eva Primavesi: Ja, verstehe ich vollkommen. Gibt mir genauso. Aber wenn die Tür dann offen ist, muss man handeln. Dann gehts. Dann hat

Eva Primavesi: die Schocksteuer keinen Platz mehr.

Claudia: Genau, da hast du recht. Und wie ist es denn dann mit dir so in deiner Ausbildung weitergegangen? Du hast ja gesagt, du hast im Ausland studiert.

Eva Primavesi: Ja, also ich war lang nicht sicher, was ich machen möchte. War natürlich geprägt von einem Elternhaus. Mein Vater hat studiert. Meine Mutter hat eine gute Ausbildung, also war für mich irgendwo schon am Radar. Ich werde auch studieren und es ist mir in diesem Fall auch zugute gekommen, weil ich nicht einmal mit 18 genau wusste, in welche Richtung soll es gehen.

Claudia: Ich glaube, da bist du nicht allein. Die meisten in dem Alter wissen es noch nicht.

Eva Primavesi: Ja, richtig. Also habe ich irgendwo mal angefangen und ich habe dann ein Studium gewählt, das eigentlich sehr breit aufgestellt ist, nämlich Wirtschaft. Ja, ich habe mich immer interessiert für Themen wie Psychologie, Psychotherapie, Soziologie, diese Sachen, Aber ich war nicht mutig genug oder nicht sicher genug, dass ich sage, so, ich mache jetzt ein Psychologiestudium. Beziehungsweise, wenn man in Wien Psychologie studiert, dann hat das eigentlich unglaublich viel Mathematik auch drinnen im Lehrplan. Das heißt, viel Statistik und all diese Sachen. Und da habe ich mir gedacht, ich weiß nicht, das ist nicht das, was ich machen möchte. Also habe ich Wirtschaft begonnen, auch aus dem Hintergrund, weil ich da einen besseren, über meinen damaligen Freund, einen besseren Einblick hatte in die ganzen Fächer, die man lernt. Und ich habe dann einfach gesehen, da sind unglaublich viele Sprachen dabei, es ist viel Soziologie dabei, es ist viel Marketing dabei, das mir gefällt und man kann sich dann auch noch spezialisieren auf so Dinge wie verhaltenswissenschaftlich orientiertes Management, wo ich mir gedacht habe, cool, das ist genau das, was mich interessiert, viel Soziologie.

Eva Primavesi: Also ich habe mir mein Studium jetzt nicht Richtung Buchhaltung und Steuerrecht und diese Sachen arrangiert, sondern eher auf all die soft Skills, die man so braucht im Leben. Ja, Buchhaltung, Kostenrechnung, das Ganze habe ich auch gemacht, mit Mühe und Not runtergewurschtelt. Aber egal, ich habe mich davon nicht abhalten lassen und bin dann eben auch, weil du vorher die Internationalität angesprochen hast, da natürlich auch in ein Fahrwasser hineingekommen, das mir auch sehr gut gefallen hat. Das heißt, es gibt sehr viele Austauschmöglichkeiten auf der Wirtschaftsuni, da kann man ins Ausland gehen. Ich wollte unbedingt nach Italien gehen, ich wollte unbedingt nach Amerika gehen, das habe ich auch gemacht. Und ich hatte dann bei diesem Amerika-Programm sogar noch die Chance, als Leiterin dieses Programm oder als Co-Leiterin dieses Programm zu übernehmen und bin dann selber noch weitere zweimal mit 25, 26 Studenten nach Amerika gefahren, auf 1 Universität zu studieren. Das war immer im Sommer, das war recht praktisch. Und das war eine sehr lehrreiche Phase, weil ich da natürlich auch die ersten Führungsqualitäten entwickelt habe.

Eva Primavesi: Wenn man so eine große Gruppe leitet, auch wenn man zu zweit ist, man muss sehr klar kommunizieren, man muss sich sehr oft wiederholen. Manchmal hat man das Gefühl, das ist jetzt ein bisschen Kindergartenniveau, aber es ist halt so. Einfach akzeptieren und das Beste draus machen. Hat auch damit zu tun gehabt, wirklich große Budgets zu verwalten. Und ich muss sagen, das hat mir richtig gut gefallen.

Claudia: Und du hast also dadurch bestimmt auch super toll Englisch gelernt?

Eva Primavesi: Ja, so nebenbei. Spricht du noch andere Sprachen? Ja, Italienisch. Und dadurch, dass ich dann nach dem Studium habe ich mir gedacht, so, ich brauche nochmal ganz was anders. Und ich bin dann für 3 Monate nach Indien gegangen. Auch wieder zu arbeiten, weil ich einfach das Gefühl hatte, Ich bin da in einem sozialen Kontext drinnen. Wenn ich einfach nur so mit dem Rucksack nach Indien gehen würde, hätte ich nie diese Erfahrung machen können wie bei Arbeiten. Und muss man handeln. Dann gehts. Dann hat

Eva Primavesi: Dann habe ich in 1 Schule gearbeitet, die hat auch Straßenkinder betreut. Das heißt, ich war hier sehr stark auch im sozialen Kontext drinnen. Und da bist du halt mit dem echten Leben konfrontiert. Und Dadurch ist man auch gezwungen, ein bisschen... Ich habe mit Hindi angefangen, bis ich dann draufgekommen bin, das ist die falsche Sprache, ich bin nämlich in Kalkutta ich muss eigentlich Bengali sprechen. Für Smalltalk hat es gereicht und man nimmt ja auch viele Wörter auf, viele Phrasen auf, die man dann im Alltag einfach benutzt. Und mit den Kindern hat man sowieso mit Händen und Füßen gesprochen. Also insofern habe ich ihnen auch ein bisschen Englisch beigebracht, den Kindern, und ein bisschen Geografie.

Eva Primavesi: Auf ganz einfache Art und Weise, Ich habe einen Wasserball gefunden, den man aufblasen kann. Der hat die Weltkarte drauf gehabt. Ich habe ihm gezeigt, wo ich herkomme, wo Indien liegt, damit sie so ein bisschen ein Verständnis bekommen von der großen, weiten Welt. Und es war natürlich auch eine Zeit, die mich sehr geprägt hat, die viele Armut. Man kann sich gut abschütteln, wenn man quasi wieder nach Hause geht. Ich habe in 1 WG gewohnt mit internationalen Studenten. Aber wenn diese Armut dann personalisiert wird, wenn dann die Sozialarbeiterin mit dir durch die Slums geht und sagt, da kommt ein kleines Abo her und da kommt die kleine, ich kann mich jetzt an den Namen nicht mehr erinnern, dann ist das noch einmal etwas anderes. Da muss man auch mal so richtig schlucken.

Eva Primavesi: Und diese Gegensätze, die es gibt in Indien, die vielen reichen Menschen und auf der anderen Seite die vielen armen Menschen, über die du drübersteigen musst am Gehsteig, wenn du mal von A nach B gehst, das ist schon Brutal. Also für unsere Verhältnisse richtig, richtig brutal.

Claudia: Das kann ich mir auch wirklich gut vorstellen. Ich habe das ähnlich mitgekriegt in Bali. Da gibt es also auch sehr viele Hindus. Ja. Und dort waren auch, also ich habe es jetzt kaum ausgehalten, wenn Kinder auf der Straße am Boden geschlafen haben. Ja, also das, ja, da ist es mir auch ganz ähnlich gegangen. Was nimmst du aus dieser Zeit in Indien mit oder hast du mitgenommen für dein Leben?

Eva Primavesi: Es sind unglaublich viele Kleinigkeiten, die ich mitgenommen habe. Erstens dieser Gedanke, die Dramen, die wir hier in Österreich haben, sind eigentlich harmlos im Vergleich zu dem, was ich dort gesehen habe. Also für mich, ich schaff's doch sehr leicht, gewisse Dinge zu relativieren und einfach zu sagen, eigentlich ist es nicht so schlimm. Ja, hört sich im ersten Moment schlimm an und schockiert mich vielleicht, aber in 5 Minuten, in 5 Tagen, in 5 Jahren lache ich darüber. Also ich nehme die Dinge nicht mehr so schwer, weil ich einfach viel gelernt habe. Ich nehme natürlich diese Herzlichkeit mit. Ich möchte jetzt nicht diese Klischees bestätigen, sie haben nichts und sind deswegen glücklicher. Nein, so ist es nicht.

Eva Primavesi: Aber sie machen das Beste draus. Also das ist schon auch ein gewisses Learning, das ich mitgenommen habe und dann halt auch viele Kleinigkeiten. Wie zieht man sich dort an? Wie fühlt sich das an, wenn man einen Sari anhat? Wie fühlt sich das an, wenn man einen Punjab anhat? Das ist so Pyjama-mäßig. Wie sehr passe ich mich an an diese Kultur, damit ich dort als Lehrerin akzeptiert werde? Eigene Grenzen setzen, was ich an mich ranlasse und was ich nicht an mich ranlasse. Also das sind viele Sachen, die ich dort mitgenommen habe. Und wie esse ich mit den Fingern? Wie esse ich dieses soßige Essen mit den Fingern?

Claudia: Das ist bestimmt eine spannende Geschichte.

Eva Primavesi: Ja, man wächst mit den Herausforderungen.

Claudia: Das, was du vorhin gesagt hast, dass man die Dinge nicht so schwer nimmt und dass man die Herausforderungen annimmt, ist ja auch ein großer Resilienzfaktor. Das macht uns stärker.

Eva Primavesi: Das ist aber etwas, das habe ich immer schon in mir getragen, weil nach jeder Krise bin ich einfach aufgestanden, abgeputzt und gesagt, okay.

Claudia: Krönchen richten.

Eva Primavesi: Ja, nein, so eitel war ich nicht. Krönchen habe ich keins. Aber einfach zu schauen, okay, das ist jetzt richtig blöd gelaufen, aber was könnte ich denn jetzt machen? Also, das ist schon eine Grundeigenschaft, die ich habe und die sich, weiß nicht, leider oder Gott sei Dank in meinem Leben immer wieder wiederholt. Dass ich sage, okay, das passt jetzt nicht, das ist jetzt so eine echte Krise, aber ich lasse mich von der nicht unterkriegen, sondern ich schaue einfach, okay, da wo ich gerade bin, ist gerade nicht so lustig, aber wo könnte es jetzt weiter hingehen. Also diesen Blick nach vorn, den habe ich mehr als den Blick nach hinten.

Claudia: Ja, das ist ja an sich ganz was günstiges, wenn man nach vor schaut, anstatt zurück, oder?

Eva Primavesi: Ja, wobei im Jetztsein noch besser wäre. Heißt so. Heißt.

Claudia: Heißt. Okay. Und als du dann wieder zurück warst, wie ist es dann weitergegangen?

Eva Primavesi: Wie ich dann zurück war, war ich erst einmal super gechillt. Habe ich nicht geärgert, wenn der Bus 10 Minuten zu spät gekommen ist und so. Aber es vergeht dann sehr schnell wieder. Aber dennoch hat dann für mich der Ernst des Lebens begonnen, so nach dem Studium, okay, wo will ich denn anfangen zu arbeiten. Und mein größter Traum war immer, ich gehe in eine Werbeagentur. Und das habe ich dann auch gemacht und das war für mich der größte Reinfall meines Lebens, obwohl mein ganzes Umfeld hat gesagt, mach das nicht, mach das nicht, das passt nicht zu dir. Ich habe es trotzdem gemacht. Ich musste es einfach spüren.

Eva Primavesi: Das ist nicht meine Welt. Das war ein ganz kurzer, schmerzhafter Exkurs in meinem Leben, wo ich gesagt habe, gut, okay, in diese Schlangengrube setze ich mich nicht mehr. Für mich Schlangengrube. Ich mag jetzt nicht die Weibchen vom Klimpfen. Aber ich habe gemerkt, oder ich habe gewusst, Kommunikation ist das, was mir Spaß macht. Und ich habe dann die Chance gehabt, in einem großen Konzern in der Presseabteilung anzufangen, in der Konzernkommunikation. Also, hallo internationales Umfeld, da bin ich wieder. Und hat mir eigentlich großen Spaß gemacht.

Eva Primavesi: Ich war dort einige Jahre mit der Kenntnis, dass ich solche großen Strukturen auch nicht aushalte. Dass ich diese ewig langen Freigabeketten, bis man irgendwas weiter tun kann, Vielleicht war ich auch jetzt nicht in der glücklichsten Abteilung mit der besten Chefin, im Gegenteil, sie war eher für ihr Verhalten verschrien. Und trotzdem habe ich mir gedacht, ich beiße jetzt mal durch ein paar Jahre, weil es ja trotzdem sehr lehrreich war. Pressearbeit in einem großen Konzern heißt auch viel Budget haben, heißt Pressekonferenzen machen, heißt Pressereisen machen, Heißt auch Pressemitteilung schreiben und dann das Privileg zu haben, am nächsten Tag steht was davon in der Zeitung. Das waren halt so die Sachen und die Zeiten, wo ich Pressearbeit von der schönsten Seite kennengelernt habe. Ist auch eine Art Pressearbeit zu machen, wo die Journalisten laufend aktiv auf dich zukommen. Und deswegen musst du auch sehr restriktiv sein. Es war ein börsennotiertes Unternehmen, weil jeden Piepser, den du sagst oder zu viel sagst, könnte einen Einfluss auf die Aktie haben.

Eva Primavesi: Und ja, es ist eine schöne Arbeit Presse zu machen, aber halt auch ein bisschen angstbesetzt, weil man halt wirklich immer schauen muss, was darf ich sagen, was darf ich nicht sagen, wo ist die Grenze und wer sagt was und wer ist wann, darf was sagen und so weiter. Also ja, war lehrreich, aber ich habe dann beschlossen zu gehen, weil diese Strukturen und auch die das Verhalten dieser meiner Chefin damals gefördert haben oder toleriert haben, nichts für mich waren.

Claudia: Warst du da im Ausland, in dem Konzern? Oder warst du da in Wien?

Eva Primavesi: Ich war hauptsächlich in Wien, aber trotzdem, ich war mit ausländischen Filialen, also Produktionsstätten und so weiter in Kontakt. Ich war viel österreichweit unterwegs und konnte eben wirklich ganz eng mit den Journalisten zusammenarbeiten. Also wenn man so 2, 3 Tage auf 1 Pressereise unterwegs ist, dann kriegt man schon auch einen guten Einblick in wie ticken die Journalisten, was brauchen die Journalisten. Vor allem in diesem Fall waren es viele Wirtschaftsjournalisten, es waren auch viele Finanzanalysten, also die das Unternehmen immer von der Aktienseite her betrachtet haben unterwegs und das war schon ein wirklich gutes Learning für mich, so frisch nach dem Studium.

Claudia: Wie war dein Fazit, was die Journalisten jetzt als Menschen angeht?

Eva Primavesi: Also die Wirtschaftsjournalisten sind sehr kritisch, naturgemäß, weil natürlich auch ein Vorstandsboss muss reden können, muss kritische Fragen aushalten können und muss sie beantworten können. So sind dann eher die Wirtschaftsjournalisten. Auch nicht durch die Bank. Alle, aber sie sind natürlich sehr freundlich, damit sie aus dir die Infos herauslocken können, die sie sich wünschen, die vielleicht noch kein anderer hat. Und das ist, glaube ich, auch der Grund, warum viele sich nicht trauen, Pressearbeit zu machen, weil sie sich genau vor solchen Fragen fürchten. Dabei sind die wenigsten, mit denen ich heute zusammen arbeite, dafür sind die Wirtschaftsjournalisten nicht zuständig, weil die schauen sich sowieso nur die großen Unternehmen an oder die gesamte Wirtschaftslage. Das heißt, du und ich, wir sprechen sowieso oder wir müssen sowieso eine ganz andere Art von Journalisten ansprechen.

Claudia: Ich habe ja auch eine kurze Journalistenkarriere gehabt, die ich glaube schon mal erzählt habe.

Eva Primavesi: Ja, angedeutet, genau. Erzählt.

Claudia: Ich habe ja auch Publizistik studiert und der damalige Chefredakteur von der Presse war 1 der Lektoren und der hat mir ein Volontariat angeboten, nachdem ich irgendeine Suber Arbeit abgegeben hatte. Und ich habe mir gedacht, ja, mein Traum geht in Erfüllung. Und musste aber dann feststellen, dass das für mich auch nicht das richtige Umfeld war. Also ich war einfach auch mit damals 19 Jahren noch recht sensibel. Und dieser Umgangston, der dort geherrscht hat, und diese Ellbogenmentalität, mit der bin ich nichts recht gekommen. Ja, gut ausgehalten. Die Arbeit habe ich super gefunden. Ich habe also in einem Monat eine ganze Mappe an Presseberichten zusammengekriegt, die von mir veröffentlicht worden sind.

Claudia: Da waren ganz coole Geschichten dabei. Zum Beispiel war es damals, das war mein erster Auftrag, da habe ich mir gedacht, bitte, wie kommen die auf die Idee, dass sie das mir geben? Es hat eine Ausbruchsserie in Stein gegeben und ich wollte herauskriegen, wie das passieren hat.

Eva Primavesi: Du meinst das Gefängnis für Stein?

Claudia: Ja, also das hat dann gleich einen Riesenartikel gegeben. Das hat mir schon sehr gedauert, muss ich sagen. Ich habe ja eine Schulzeitungskarriere schon vorher gehabt, quasi. Da habe ich schon das Interesse dafür gehabt, aber ich habe dann beschlossen. Also das zumindest Tagesjournalismus wird es nicht. Das geht sich nicht aus.

Eva Primavesi: Wobei, Nachdem wir beide schon alte Hasen sind in dem Metier, das wir tun, waren das damals sicher noch die goldeneren Zeiten der Medien, wo einfach auch mehr Budget da war, mehr Personal da war, mehr Journalisten da waren. Und diese goldenen Zeiten haben sich wahrlich geändert. Und ich höre jetzt leider von vielen Seiten von Journalisten, dass das Arbeitspensum gestiegen ist, dass die Kollegen weniger werden, dass die Journalisten jetzt nicht nur in Print denken müssen, sondern auch in Videos denken müssen, in Online-Texten denken müssen. Also ich glaube, da hat sich auch auf Medienseite unglaublich viel getan. Das wir jetzt verglichen mit deiner Startzeit als Journalistin und den heutigen Zeiten, ich möchte nicht sagen 1001, aber es geht sehr in diese Richtung.

Claudia: Ja, natürlich. Damals haben in den Redaktionen die ersten Computer Einzug gehalten, die auch schon den Text in Spalten gelayoutet haben. Und ich bin nach Zeilen bezahlt worden, bitte.

Eva Primavesi: Ich glaube, das werden Sie heute auch noch.

Claudia: Ja, aber wenn mehr zum Arbeiten ist, dann kriegt doch jeder, dann kriegen sie auch mehr. Aber Da war der Platz eine Seite, war so umkämpft, jede Zeile ist da gekämpft worden. So eine Redaktion hat eine Seite zur Verfügung gehabt pro Tag.

Eva Primavesi: Ja, irre.

Claudia: Okay, aber jetzt zu dir. Wie ist es mit dir weitergegangen? Also vom Konzern wolltest du dann weggehen.

Eva Primavesi: Ja, ich bin weggegangen und mich hat es dann wohin verschlagen, wo ich nie gedacht hätte, dass es mich dorthin verschlägt, nämlich in eine NGO, in eine Non-Profit-Organisation. Ja, dieses soziale Verhalten, das liegt mir schon, dieses Helfer-Syndrom, das wir Frauen gerne haben, ist auch bei mir da voll durchgeschlagen. Es war aber nie mein Ziel, in eine NGO zu gehen. Ich komme ja, hallo, ich habe Wirtschaft studiert, da gibt man einen großen Konzern, da klettert man die Karriereleiter hinauf, da wird man ins Management. Dann möchte man Führungskraft werden. Das ist so das Klischee, wenn man auf der WU studiert. Ich bin dann in eine NGO gekommen, in der habe ich mich richtig wohl gefühlt. Und da ging es auch sehr stark Emotionen.

Eva Primavesi: Also ich nenne dir natürlich auch gern die roten Nasen. Wer die roten Nasen nicht kennt, die Organisation schickt quasi Clowns, wirklich gut ausgebildete Clowns ins Krankenhaus, zu kranken Kindern, aber auch in geriatrische Zentren, in Therapieeinheiten und auch viele internationale Projekte, von denen ich nachher noch gern mehr erzähle, dort wieder ein bisschen mehr Lachen zu bringen. Aber es geht ja eigentlich viel mehr. Da geht es wirklich eine Begegnung auf Augenhöhe, Da geht es Humor, da geht es gesehen werden, da geht es Ablenkung in einem positiven Sinne. Und einfach diese Schwere, die es oft im Krankenhaus-Setting gibt, wenn man auf eine Diagnose wartet, wenn man auf eine Therapie wartet, wenn man viel warten muss, bis man wieder gesund wird, da ein bisschen mehr Leichtigkeit hineinzubringen. Und dort habe ich angefangen. Und es war ein sehr familiäres Setting natürlich. Sie waren damals noch ein kleineres Team.

Eva Primavesi: Jeder hat von allen gewusst. Und das ist dann eher das, wo ich mich wohl fühle, ja wo ich sage, ich kann meine Stärken besser einbringen und auch vielseitiger einbringen und bin nicht dann nur zuständig, Text A zu schreiben oder Text B zu schreiben. Und ich habe damals auch viele Texte zum Beispiel für das Fundraising geschrieben, also für die Spenderkommunikation. Und das war natürlich jetzt ein ganz ein anderes Schreiben. Einfache Sätze, Entschuldige, Ich habe ein Frosch im Hals. Einfache Sätze, kurze Sätze. Wir haben sehr viel, oder ich habe damals sehr viel gelernt, wie baue ich sie auf, damit es gehirngerecht ist, quasi das limbische System gut zu erreichen, damit man den Inhalt gut wahrnehmen kann und leicht wahrnehmen kann. Also wir kennen alle diese Beamten-Deutsch-Texte, wo wir uns alle wahnsinnig schwer tun und genau so soll es eben nicht sein.

Eva Primavesi: Und das habe ich damals wirklich spannend gefunden und auch diese Komponente, dass es Emotionen geht. Und Emotionen kann man so schwer beschreiben, die kann man oft nur fühlen. Und deswegen ist es auch so wahnsinnig schwer, in Worte zu fassen, was die Clowns im Krankenhaus bewirken, weil man es spüren muss. Und das macht den Unterschied zwischen einem guten Clown und einem schlechten Clown. Man spürt es. Und deswegen kann ich nur sagen, rote Nasen, tippitoppi.

Claudia: Ja, Ich war einige Zeit in einem Spital, musste dort relativ lang warten und habe Augenzeuge mitbekommen wie so ein roter Nasenklauen. Cool. Jemanden, der im Rollstuhl saß, gearbeitet hat. Und es war wirklich so schön mitzuerleben, wie es diesem Menschen einfach besser gegangen ist, wenn da ein bisschen Schmäh rennt, wenn da ein bisschen Action ist. Und rundherum, also die Leute sind an 1 Wand mehr oder weniger wie aufgesetzt und haben das alle beobachtet und rundherum ist ein Smile gegangen, eigentlich bei allen. Also es war wirklich wunderschön zu beobachten.

Eva Primavesi: Ja, das können Sie richtig, richtig gut. Ein bisschen vermissen tue ich sie schon. Ich sag's ganz ehrlich.

Claudia: Ja, also ich denke mal, wenn man für so eine NGO arbeitet, dann müssen halt auch die Werte passen, oder?

Eva Primavesi: Ja, definitiv. Das Schöne daran war, dass gerade ich in meinem Job, weil ich ja schon gesagt habe, man kann es so schwer beschreiben, war es natürlich Ziel Nummer 1, Journalisten dafür zu gewinnen, mit ins Krankenhaus zu kommen, zum Beispiel. Also wirklich zu spüren, wie die Clowns dort arbeiten. Und da steckt ja auch eine ganze Philosophie dahinter. Die Clowns werden ausgebildet. Das ist nicht von heute auf morgen erledigt. Die haben ein gewisses Kostüm. Das ist auch nicht, ich ziehe meine Polyesterhose an und eine rote Perücke.

Eva Primavesi: Nein, dieses Kostüm hat eine Philosophie, eine Strategie, spiegelt eine gewisse Persönlichkeit wider, die quasi schon auch aus dem Menschen, der da drinnen steckt, entspringt. Und das muss man alles herausarbeiten. Und da passt dann wirklich jedes Puzzle-Stein. Und das muss man wirklich spüren. Und das ist auch da, wo dann die Journalisten verstanden haben, worum es eigentlich wirklich geht.

Claudia: Ja, wahnsinnig wertvolle Arbeit.

Eva Primavesi: Finde ich auch, genau. Und ich bin dann Mama geworden. Ich war dann eineinhalb Jahre in Elternkarenz und bin dann wieder zurückgekommen. Und es hat dann geheißen, Eva, wir wollen rote Nasen international stärker ausbauen. Also es gab damals schon eine Dachorganisation, die war sehr klein und es gab auch schon die ersten roten Nasenländer, also rote Nasenorganisationen außerhalb von Österreich, die eben diese Dachorganisation angefangen hat aufzubauen. Also das Know-how, das hier so von Österreich ins Ausland gegangen ist, wurde verwendet, dort in anderen Ländern Organisationen aufzubauen. Mittlerweile sind es 11 Länder, wenn ich mich richtig erinnere, wo es jetzt Toten-Nasen-Organisationen gibt. Und das hat dann für mich natürlich auch von der Kommunikationsseite her, Hurra Internationalität, da bin ich wieder, ganz neue Perspektiven gebracht natürlich in meiner Pressearbeit selber.

Eva Primavesi: Es war weg von Österreich und so ein bisschen more of the same, sondern da gab es jetzt auf einmal neue Projekte oder die Länder haben neue Programme entwickelt. Das heißt, sie haben angefangen nicht nur zu Kindern gehen, sondern auch zu alten Menschen zu gehen. Es gab dann Projekte, internationale Projekte in Ländern, wo es jetzt keine Rote-Nasen-Organisation gab, wo man sagt, okay, wir schauen uns an, wie funktionieren die Clowns in Krisengebieten. Und das war etwas, das ich richtig spannend gefunden habe und Gott sei Dank auch viele Journalisten, die dann mitgekommen sind, die dann gesehen haben, okay, Clowns im Flüchtlingslagern, funktioniert das? Ja, funktioniert genauso wie im Krankenhaus oder wie in 1 geriatrischen Einrichtung, also bei alten kranken Menschen. Anders natürlich, also man muss es anpassen an die Zielgruppe, aber dennoch es funktioniert. Und das war das Spannende zu sehen, wie dann auch sich bei rote Nasen unglaublich viel getan hat. Das Wording hat sich geändert oder wir haben das Wording einfach mitentwickelt. Das war dann nicht mehr der liebe Clown, der ins Krankenhaus geht oder das Clown-Paar, das ins Krankenhaus geht, sondern wir reden jetzt schon über mentale Gesundheit, über eine psychosoziale Unterstützung.

Eva Primavesi: Es gab dann viele Kooperationen, wie zum Beispiel mit Ärzte ohne Grenzen oder dem Internationalen Roten Kreuz. Also das war dann echt auch schon für die Organisation next level. Und das war wirklich toll, mit begleiten zu dürfen, mit entwickeln zu dürfen und mit kommunizieren zu dürfen. Dass da eben so viel mehr dahinter steckt, als nur ein lieber Clown geht ins Krankenhaus und bringt Kinder zum Lachen.

Claudia: Ja, sehr cool. Und ich kann mir vorstellen, dass diese Arbeit auch in Flüchtlingslagern und solchen Gebieten auch so journalistisch dann ein bisschen anders gesehen wird, oder?

Eva Primavesi: Ja, durchaus. Sobald die Journalisten verstanden haben, was dahinter steckt, haben sie das auch gerne mitkommuniziert und mitbegleitet, weil sie den Wert dahinter gesehen haben. War dann auch meine Herausforderung, hallo Internationalität, auch die Medien in anderen Ländern anzusprechen. In der Ukraine zum Beispiel. Das war, bevor der Krieg ausgebrochen wird, gab es ja schon genug Binnenflüchtlinge dort, weil einfach aufgrund der Krise, die damals schon vorherrschend war, kriegsähnliche Zustände, aber politisch gesehen eine Krise, waren die Roten Nasen schon wochenweise, projektweise immer wieder in der Ukraine, in verschiedenen Orten, je nachdem wie der Flüchtlingsstrom gelaufen ist oder auch entlang der Balkanroute oder auch allein in Wien oder in Österreich mit der Syrienkrise 2014, 2015, wo so viele Flüchtlinge nach Europa gekommen sind, auch nach Österreich gekommen sind, das waren dann jetzt quasi unsere, ja, die neuen Projekte, die so wachsen konnten, Ja, durchs Tun einfach. Und wo dann auch die Relevanz auf einmal so klar war, es funktioniert. Wie kann ich einen Menschen, der Schlimmes erlebt hat auf seiner Flucht oder Schlimmes erlebt hat zu Hause, wie kann ich den vielleicht wieder ein bisschen aufbauen. Oder wenn Kinder dann schon viele Jahre in einem Flüchtlingslager gelebt haben, wo es keine Schule gibt, wo vielleicht der Umgang recht grob und gewaltreich ist und nicht so lustig ist wie ein Fährer in Camp, weil sie in Zelten leben, dann tun sich auch die Psychologen vor Ort zum Beispiel wahnsinnig schwer, den Kindern zu sagen, hey, sei doch glücklich, wenn sie sich auf dieses Gefühl, wie fühlt sich glücklich sein überhaupt an, überhaupt nicht referenzieren können, weil sie es nie gelebt haben oder gefühlt haben.

Eva Primavesi: Und das ist da, wo die Psychologen dann auch gesagt haben, das war so wichtig, dass die Clowns da waren, weil Sie jetzt sagen können, erinnert ihr euch an das Gefühl, wie die Clowns da waren? Genau da, genau das ist es. Das ist schön, dass man da auch seinen Beitrag leisten kann zur mentalen Gesundheit. Deswegen war mir die Pressearbeit bei den Roten Nasen oder bei Roten Nasen International dann wirklich wichtig, weil es dann natürlich auch über die Grenzen hinausgegangen ist. Ich dann auch viel mit den PR-Kolleginnen in den anderen Roten Nasen Organisationen zusammengearbeitet habe, wir natürlich auch Strategien überlegt haben. Wie können wir ein bisschen mehr mit 1 Stimme sprechen, mit dem gleichen Wording sprechen? Da haben wir ganz viel gemeinsam entwickelt.

Claudia: Wahnsinnig wichtige Arbeit. Also sehr, sehr, sehr toll.

Eva Primavesi: Und mein persönlich größter Erfolg war natürlich, dass wir einen ganz großen Artikel bekommen haben bei Forbes. Also Ich kann jetzt mit guter Recht so behaupten, ich habe Clowns in ein Wirtschaftsmagazin hineingebracht. Das war für mich so der persönliche Meilenstein, den ich damit erreicht habe, dass ich wirklich so ein riesen

Claudia:

Eva Primavesi: es war die englischsprachige Forbes, dass ich die roten Nasen da mit einem großen Interview hineingebracht habe.

Claudia: Tolle Leistung, Wahnsinn!

Eva Primavesi: Ja, da war ich echt stolz. Hat lang gedauert, ja. Aber steht der Tropfen, hölt den Stein.

Claudia: Super, das schaffen bestimmt nicht so viele NGOs in einem Wirtschaftsmagazin, oder?

Eva Primavesi: Ja, vor allem nicht in ein amerikanisches.

Claudia: Du bist aber dann eben nicht mehr bei den roten Nasen irgendwann geblieben, sondern hast entschieden, du möchtest was anderes machen. Was hat deine Entscheidung unterstützt, mal etwas anderes machen zu wollen?

Eva Primavesi: Ja, ich sage mal so, der Auslöser war mehr im Privatleben, der das vorangetrieben hat. Ich habe mich vom Vater meines Sohnes getrennt und ich bin dann auf einmal da gestanden. Hurra, Krise, da bin ich wieder. So was kann ich jetzt machen, weil im Endeffekt bin ich dann als alleinerziehende Mutter mit einem Teilzeitjob, also ich habe nach der Elternkarenz Teilzeit weitergearbeitet, Weil ich ja ein kleines Kind, ich nicht von 8 Uhr früh bis 5 Uhr am Nachmittag im Kindergarten lassen wollte, habe ich auf Teilzeit umgestellt, ganz klassisch, und habe dann nach der Trennung überlegt, so, was mache ich denn jetzt? Das ist jetzt kein sehr zufriedenstellender Zustand, in dem ich mich befinde. Alleinerziehend für mein Kind aufzukommen und nur von einem Teilzeitgehalt zu leben, das hat mir nicht sehr zukunftsreich ausgeschaut. Und ich habe mir gedacht, was kann ich denn ändern? Was kann ich denn noch alles machen mit einem kleinen Kind zu Hause, das natürlich sehr betreuungsintensiv ist? Und das war die Zeit damals, wo so diese ersten Online-Coaches von Amerika nach Europa rüber geschwappt sind und sich die ersten Online-Coaches im deutschsprachigen Markt etabliert haben. Und da habe ich mir gedacht, weil neugierig war ich ja schon immer und zukunftsorientiert eben. Das ist eine coole Sache, das mache ich.

Eva Primavesi: Jetzt bin ich jemand, wenn mich was interessiert, dann mache ich das. Dann schaue ich mir das an. Also ich habe schon in den 90er Jahren meine erste E-Mail-Adresse gehabt. Das war auch damals, die Universität hat die vergeben. Ich habe mich für dieses Technikzeug wahnsinnig interessiert und es hat dann sehr schnell einen Platz in meinem Alltag gefunden. Ich war eine der Ersten, die diesen europäischen Computerführerschein hatten. Ich habe mir dann selber HTML programmieren beigebracht mit einem ganz einfachen Lehrbuch, damals noch ohne YouTube-Videos, und habe dann auch angefangen für meine Eltern zum Beispiel Webseiten zu basteln. Also so dieses, was gibt es da Neues da draußen, das ist immer etwas, wo ich mir gedacht habe, das schaue ich mir an, das finde ich spannend.

Eva Primavesi: Und so habe ich mir angeschaut, wie machen die denn das da im Online-Business, wie funktioniert denn das? Heute lachen wir spätestens seit Corona, lachen alle drüber. Aber vor Corona war das noch so ein, puh, das ist schon ein bisschen spooky, was man da macht, wie sollte das funktionieren? Aber trotzdem, ich habe mir das angeschaut, ich habe mir gedacht, das passt perfekt. Das ist etwas, da kann ich mich am Abend noch hinsetzen und 2, 3 Stunden arbeiten und mir was aufbauen. Und so habe ich es dann auch gemacht. Also ich habe dann schon begonnen, nebenbei mir so Schritt für Schritt meine Selbstständigkeit aufzubauen, weil ich mir gedacht habe, dieses Know-how, das ich habe, diese Skills, die könnten auch für so viele Selbstständige interessant sein. Natürlich auch, ich habe eine Analyse gemacht, ich habe gesehen, in Österreich und in Deutschland 99, 7 Prozent aller Unternehmen sind klein- und Mittelbetriebe. Also fast 100 Prozent. Und die Hälfte von diesen 99, 7 Prozent sind Selbstständige.

Eva Primavesi: Das heißt, 50 Prozent aller Unternehmen in Österreich sind Selbstständige, EPOs, so wie du und ich.

Eva Primavesi: habe ich mir gedacht, das ist doch eigentlich ein Supermarkt, warum soll ich mich die 100 oder die 0, 3 Prozent Unternehmen kämpfen, die vielleicht Großbetriebe sind, würde ich von meiner Kapazität her gar nicht schaffen, die zu betreuen. Aber ich habe mir gedacht, okay, ich biete einfach was an. Das gab es zu der Zeit auf diesem Markt nicht Und gibt es auch heute nicht so besonders. Ich biete Mentorings an und das kann ich am Abend machen. Weil ich habe dann wirklich viele Mamas gehabt, zum Beispiel auch zu Beginn, die gesagt haben, ja, wenn die Kinder schlafen, dann kann ich mich in Ruhe hinsetzen und konzentriert arbeiten oder mir das konzentriert anschauen. Und so war es dann auch, dass ich zu Beginn wirklich mit vielen Frauen gearbeitet habe, die kleine Kinder zu Hause hatten, so wie ich. Und wir alle jetzt entspannt reden und arbeiten konnten, weil die Kinder geschlafen haben. Oder schon geschlafen haben.

Eva Primavesi: Heute schaffe ich das nicht mehr. Mit einem Teenager schauen die Schlafenszeiten anders aus. Und das waren dann so die ersten Steps, die ich gemacht habe mit meiner Selbstständigkeit nebenbei. Und ich habe mir aber auch bewusst Zeit gelassen, das Reifen zu lassen. Weil dieses Umschwenken von, ich bin angestellt und jetzt bin ich selbstständig und selber für die Kundenakquise quasi zuständig, Das war schon ein enormer Meilenstein, eine Änderung in meinem Denken und in meinem Verhalten. Und wie trete ich auf? Und, Mist, jetzt muss ich auf Facebook Live-Videos machen und solche Sachen. Da habe ich sehr geschwitzt am Anfang. Mittlerweile tue ich mir leicht und das ist das Schöne, wenn man es übt und einfach macht, dann wird man einfach besser darin, egal wofür man sich interessiert.

Eva Primavesi: So ist es einfach. Und man entwickelt sich weiter. Und das ist das Schöne. Also Persönlichkeitsentwicklung. Werde selbstständig, werde Unternehmerin. Das ist die beste Persönlichkeitsentwicklung, weil jeder Glaubenssatz kostet dich Umsatz. Das ist schön, das merke ich mir. Jeder Glaubenssatz kostet dich Umsatz.

Eva Primavesi: Das muss ich mal echt merken. Also ja, ich habe auch nicht die Weisheit mit dem Löffel gefressen und auch ich hatte viele Ups und Downs in meiner Selbstständigkeit, aber es ist halt immer auch das Bewusstsein da, das ist hinzuschauen, was hat denn funktioniert und was hat weniger funktioniert und ich probiere jetzt einfach was anderes aus. Und diese Leichtigkeit, da muss man erst einmal hineinwachsen auch, dass man sich sagt, okay, ich traue mich mal, es anders zu machen. Muss man schauen, dass man vielleicht genug finanzielle Reserven hat, dass man sagt, man kann ein, 2, 3 Monate da durchtauchen, falls es doch nicht so funktioniert, wie man glaubt. Aber ja, also Schritt für Schritt konnte ich mir das aufbauen, bis ich dann gemerkt habe, okay, ich muss mich jetzt entscheiden. Wofür entscheide ich mich jetzt? Und dann habe ich doch ein bisschen Bilanz gezogen und habe dann gesehen, jetzt bin ich knappe 15 Jahre bei Rote Nasen, beziehungsweise Rote Nasen International, war schon eine tolle Zeit, aber irgendwie habe ich gesehen, die Zeit ist jetzt zu Ende. Ja und dann bin ich abgesprungen quasi.

Claudia: Aber ich finde das wahnsinnig spannend. Du hast ein Modell gewählt, wo du deine jahrelange Erfahrung in der Branche sozusagen einmal vom Konzernwesen auf eine NGO übertragen hast, dazugelernt hast und jetzt dann quasi als Unternehmerin, als EPU sozusagen noch einmal deine ganze Kompetenz genommen hast und das in eine für dich passende Form gegossen hat. Eben am Anfang, das ist ja 1 von den Hauptmotiven, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, warum sich viele Frauen selbstständig machen. Und du hast es geschafft, das quasi verlustfrei, deine ganzen Kompetenzen mitzunehmen. Ja, jetzt natürlich vielleicht nicht monetär, aber natürlich man muss am Laufenden bleiben und die Technik entwickelt sich weiter und so, aber Du hast einfach einen riesen Stock an Kompetenz schon mitgebracht. Danke. Und entwickelst den natürlich weiter, du musst ja Ball bleiben. Und schaffst das.

Claudia: Und das ist So ein wichtiger Punkt. Es müssen die Rahmenbedingungen für deinen Beruf für dich stimmen. Ja. Und das tut es für dich, oder? Jetzt.

Eva Primavesi: Ja. Wenn ich sehe, also für mich war diese Vereinbarkeit von Beruf und Familie eigentlich die größte Lüge, die uns Frauen oder Müttern irgendwie aufoktruiert wird. Es bleibt nichts mehr für uns übrig. Es war für mich dann schon auch ein permanentes Laufen, ein permanentes Organisieren, das mich sehr viel Zeit und Energie gekostet hat. Und am Ende des Tages bewundere ich jede Frau, die Vollzeit arbeitet, es braucht trotzdem ein Dorf, das das Kind miterzieht. Ich konnte mir bis zu einem gewissen Grad dieses Dorf kreieren, durch meine Eltern, durch tolle Nachbarn, die ich hatte, mit Kindern im gleichen Alter. Wir haben die Kinder herumjongliert. Je nachdem, wie es sich bei wem beruflich gerade ausgegangen ist, hat der eine 3, 4, 5 Kinder gehabt oder der andere 3, 4, 5 oder 6, auch schon wurscht, weil die haben sich dann gut, die musste man nur so rundherum managen, die haben sich gut unterhalten.

Eva Primavesi: Aber für mich war es trotzdem diese große Lüge, ja, wenn die Kinder in der Schule sind, sind sie betreut. Na nix sind sie. Die Nachmittagsbetreuung aus Krankheit, das Kind selber krank und ist eine Woche zu Hause, dann hört die Schule wegen irgendeiner Konferenz 13 Uhr auf, beim nächsten Mal hört sie 11 Uhr auf. Das geht nicht. Und auch wenn mein Kind dann schon 10 Jahre alt ist, von selbstständig noch weit entfernt. Also für mich ist das echt die größte Lüge, die uns erzählt wird. Wir können alles schaffen, aber es hat mich manchmal echt ans Ende meiner Ressourcen gebracht. Und deswegen stimme ich mit dir vollkommen überein.

Eva Primavesi: Die Selbstständigkeit ist dann ein notwendiger Schritt für die eigene Gesundheit eigentlich, für die eigene Leistungsfähigkeit, damit man diesen Wahnsinn unter einen Hut bekommt. So gern ich arbeite. Ich arbeite wirklich gerne und ich arbeite auch gerne in einem Unternehmen. Aber, und auch die roten Nasen waren super flexibel und ich konnte oft von zu Hause arbeiten, wenn das Kind krank ist. Aber trotzdem, wenn das Kind krank ist, reißt es sich zu Hause. Man versucht dem Arbeitgeber gerecht zu werden, man versucht dem Kind gerecht zu werden. Ja, man kann sich natürlich auch Pflegeurlaub nehmen, aber irgendwann ist der auch aufgebraucht. Total okay, ja, ich verstehe auch die Arbeitgebersicht, so ist es nicht.

Eva Primavesi: Aber ich sage mal, es bringt uns Frauen schon sehr, sehr, sehr an die Grenzen der Organisierbarkeit. Und nicht jeder hat das Glück, dass die Eltern die Ecke wohnen oder sonstige Sachen. Deswegen war für mich die Selbstständigkeit natürlich auch bis zu einem gewissen Grad ein Befreiungsschlag, dass ich sage, ich muss jetzt nicht mehr in der Früh ins Büro rennen. Nicht, weil ich unbedingt zu früh dort sein muss, aber weil ich ja schauen muss, dass ich 3 mein Kind wieder auf den Kindergarten abholen kann oder von der Volksschule dann und ich aber trotzdem meine Stunden zusammenbringe. Und das ist ja eigentlich der Wahnsinn dahinter.

Eva Primavesi: Dass wir Frauen nicht sagen können, ich gehe mit meinem Kollegen noch ein Afterwork-Drink oder sowas. Oder zu 1 Netzwerkveranstaltung. Also ich musste mir das alles mühsam organisieren, dass ich dann 2, 3 Stunden auf 1 Netzwerkveranstaltung bin. Und das ist eben dieser blinde Fleck, den vielleicht viele nicht sehen. So sehr ich mein Kind liebe, aber organisatorisch ist das schon manchmal ein Hackmack. Von Emotionsmanagement mal ganz abgesehen, kleine Kinder, die halt mal zornig werden oder in der Früh nicht so tun, wie man gerne hätte. Das sind halt keine Roboterkinder. Und dieser Zeitfaktor ist dann schon etwas, wo ich mir denke, wo bleibe ich, nachdem dann alles Und das war für mich dann natürlich auch der Befreiungsschlag, dass ich gesagt habe, ich mache mich selbstständig, weil ich nicht mehr rennen will.

Claudia: Ich kann das so gut nachvollziehen, weil ich bin in mein erstes Burnout auch als Mutter gegangen, als mein Kind in die erste Klasse gekommen ist. Ich habe völlig unterschätzt, wie man da als Elternteil dranhängt Und das restliche Leben ja halt auch noch weiter geht.

Eva Primavesi: Richtig, ja. Und da sind wir wieder beim Mental Load, den man hat und trägt. Na klar kann man alles an den Mann delegieren, sofern 1 da ist oder an den Partner. Aber es ist nicht sichtbar. Da muss man den eigenen Ehemann vielleicht auch noch mitadministrieren und

Eva Primavesi: bin ich die Sekretärin für alle. Und dann sage ich, muss nicht sein. Legt auch viel an uns Frauen, dass wir sagen, nein, das mache ich nicht. Das sage ich auch. Sehe ich auch. Wir müssen uns nicht alles aufbürden, aber ich war halt alleinerziehend. Da bleibt mir nichts anderes übrig.

Claudia: Du bist sowieso für alles auch noch formal zuständig.

Eva Primavesi: Ja, richtig.

Claudia: Und jetzt nutzt du ja deine Selbstständigkeit, also dein Business ist es ja, selbstständige EPUs oder Unternehmerinnen, Frauen, dazu zu betreuen, dass sie in die Presse kommen. Magst du uns da ein paar Worte erzählen über das, was man sich von dir erwarten kann und was es bei dir gibt?

Eva Primavesi: Ja, Ich denke, das, was mich so ziemlich einzigartig macht, ist eben, dass ich diese internationale Erfahrung habe und mitbringe. Das heißt, egal, ob jetzt meine Kundin, mein Kunde in Deutschland sitzt, in der Schweiz sitzt oder in Österreich sitzt, das Schöne ist, Pressearbeit funktioniert überall gleich. Ich glaube, die weiteste Anfrage, die ich einmal hatte, war aus Australien. Das war eine Deutsche, die nach Australien ausgewandert ist und von dort Pressearbeit machen wollte. Geht auch. Wir haben es dann doch nicht gemeinsam gemacht. Es war nur eine Anfrage und dann kein Abschluss, weil es war dann doch ein bisschen auf beiden Seiten, haben wir dann beide Reife gegeben und gesagt, okay, mit der Zeitverschiebung wird es ein bisschen anstrengend. Aber trotzdem, ja, Das, was ich natürlich anbiete, ist auch relativ einzigartig im deutschsprachigen Raum, ist, ich biete PR-Mentorings an.

Eva Primavesi: Das heißt, ich agiere nicht ausschließlich wie eine PR-Agentur, dass ich sage, ich mache die Pressearbeit für dich, sondern ich mag die, die weniger Budget haben und das ist bei den meisten EPUs einfach der Fall, sage ich, komm wir setzen uns zusammen oder wir sind in 1 kleinen Gruppe und ich begleite dich in deiner Umsetzung. Ich sage dir, wie du es angehst, wir suchen gemeinsam die Journalisten, wir suchen gemeinsam die richtigen Medien. Ich helfe dir beim Anschreiben der Medien, ich helfe dir bei der Themenfindung überhaupt und welcher Blickwinkel für die Journalisten spannend sein könnte. Und damit erhöhst du einfach unglaublich die Chance, a, dass dein E-Mail gelesen wird und b, dass der Journalist sagt, ja, coole Sache, machen wir. Und da sind viele wirklich überrascht, wie schnell sich auf einmal die Journalisten zurückmelden, weil man es einfach richtig aufbereitet hat. Und das ist eben die Kunst, die man lernen kann. Wie finde ich mein Thema, wie bereite ich mein Thema auf, was interessiert denn überhaupt die Journalisten und dabei begleite ich dann meine Kundinnen und Kunden, dass sie verstehen, dass man da ein bisschen die Ecke denken muss, dass man da auf was anders schaut, als wenn man so wirklich ein klassisches Social-Media-Post macht. Auch da gibt man Mehrwert, aber es muss halt anders sein und anders aufbereitet sein.

Eva Primavesi: Und die Leute kommen eben zu mir, weil sie sagen, ja, es geht mir nicht nur darum, also die meisten Fragen, die ich bekomme, ist so, Eva, wie finde ich die richtigen Medien, wie finde ich die Journalistenkontakte? Aber das wahre Problem liegt ja dann, was schreibe ich dem eigentlich? Und da kommt dann auch so dieses eigene Mindset, darf ich überhaupt was sagen, das was ich mache, das machen ja 100000 andere auch und was ist denn schon das besondere an mir und was ist, wenn ich dann kritische Fragen bekomme oder das habe ich eingangs schon erwähnt, die Angst vor den kritischen Fragen. Ein paar haben auch abgesagt mit dem Argument, das lesen ja dann meine Nachbarn. Ja, die Nachbarn und 300.000 andere Menschen auch. Also ich verstehe diese Angst vor Sichtbarkeit. Ich verstehe auch bis zu einem gewissen Grad die Angst vor den Journalisten, weil man da immer so diese Club-2-harten Diskussionen im Kopf hat, oder die kritischen Journalisten, die kritische Fragen stellen und man Angst hat, die Fragen nicht beantworten zu können. Aber in dem Metier, wo du und ich oder meine ganzen Kundinnen quasi auch beruflich unterwegs sind, da ist eine ganz andere Kategorie von Mensch, eine ganz andere Kategorie von Journalist und der braucht halt auch ganz was anderes. Der braucht dann keine Pressemitteilung, keine Presseaussendung, die standardisiert ausgeschickt wird. Das ist in diesem Fall sogar eher kontraproduktiv, sondern es geht dann wirklich darum, auch jetzt noch mal mit dem Hinterkopf von diesem geendeten Setting von Journalisten, in dem sie arbeiten, Es braucht was anderes.

Eva Primavesi: Nämlich einen Themenvorschlag, gut aufbereitet, so dass der Journalist gleich erkennt, aha, so in diese Richtung geht es. Mach ich oder mache ich nicht. Der Journalist kann einfach eine schnellere, klare Entscheidung treffen, weil er schon versteht, was du ihm mitgibst. Und das ist einfach jetzt das Wichtige. Weil E-Mails kriegen sie zuhauf. Die wenigsten werden gelesen. Sie werden aber gelesen, wenn einfach bestimmte Kriterien erfüllt sind. Und das bedeutet, dass Pressearbeit, so wie ich es jetzt propagiere, eigentlich ein Beziehungsaufbau ist, in Augenhöhe, Weil wenn ich weiß, was der Journalist braucht, dann gebe ich ihm das.

Eva Primavesi: Und nicht das, was ich glaube, was er braucht. Und der Journalist ist ja eigentlich permanent auf der Suche nach guten Geschichten. Und nach Experten und nach Expertinnen. Ich unterstreiche auch jetzt das Innen, Expertinnen. Und deswegen ist es mein Ziel, wirklich speziell den Frauenmut zu machen, aber es kommen auch einige Männer zu mir, keine Frage, den Frauenmut zu machen, wirklich die Presse, die Medien für sich als Hebel zu nutzen für ihr Business, für ihre Sichtbarkeit. Und das ist das, was ich einfach vielen nicht zutraue. Dann werde ich interviewt, dann bin ich in der Zeitung, dann sieht das ein anderer, hoffentlich sage ich keinen Blödsinn. Impostersyndrom.

Eva Primavesi: Hoffentlich sage ich keinen Blödsinn, hoffentlich kommt der Journalist nicht drauf, dass ich eigentlich nichts weiß. Und ich verstehe das so gut. Und wenn man da einmal drüber ist und auch einmal die positiven Rückmeldungen kommen von den Journalisten und die ersten Artikel erscheinen, dann ist das, Dann werden sie auf einmal innerlich mindestens 13, also auch äußerlich 13 die Mitte größer.

Claudia: Innerlich noch mehr.

Eva Primavesi: Innerlich noch mehr, danke. Und das ist dann das Schöne an meinem Job, wenn ich dann sehe, Das bewirkt was. Nämlich auch da drinnen. Dass die Leute verstehen, dass was sie können, das ist richtig toll und hat einen unglaublichen Mehrwert für die Menschen. Und Ich vergleiche das dann immer gern, wenn wir uns jetzt die Leserzahlen anschauen, auch wenn wir uns nur die regionalen Medien anschauen, wenn wir jetzt die Niederösterreichischen Nachrichten hernehmen oder die Kleine Zeitung. Die haben 300.000 bis 400.000 Leser, wenn nicht sogar mehr. Das ist irre viel. Das kriege ich mit meinen Social-Media-Posts nicht hin.

Eva Primavesi: Und frage nicht, wie viel Geld ich verbrennen würde, wenn ich Facebook-Werbung zahlen müsste, damit ich 400.000 Leute erreiche. Und selbst wenn es dann nur 10% lesen, wenn nur 10% einen Artikel lesen, sind das noch immer 40.000 Leute. Und unter den 40.000 Leute sind vielleicht 10.000 Leute deine potenziellen Kunden. Und das ist die Milchmädchenrechnung, die ich den Menschen gerne mitgebe, dass ich sage, Pressearbeit ist eigentlich wirklich ein sensationeller Hebel für dich. Social Media, gut und wichtig. Ich sage nicht, dass das Pfui Pfui ist, mache ich auch. Ist wichtig. Wir alle tendieren dahin, dass wir uns online informieren.

Eva Primavesi: Deswegen auch hier nochmal Online PR ganz ganz wichtig. Nicht nur die Zeitung ist wichtig, sondern auch ganz viel Online-Magazine, Online-PR machen, Podcasts machen, so wie du und ich gerade. Also nicht machen, sondern sich als Interviewpartner einladen. Ausschlagen. Ich kann auch warten, bis ich gefragt werde, aber es dauert länger. Ja, und das ist, glaube ich, das Einzigartige, was ich anbiete. Mittlerweile sehe ich viele sagen, Ich habe keine Zeit, mach du das bitte, sage ich, okay, passt, mache ich, sehr gerne. Aber die meisten, die wünschen sich doch eine Begleitung und sagen, bitte zeig mir, wie es geht.

Eva Primavesi: Ich bemerke eine gewisse Online-Müdigkeit, das bemerke ich auch, Oder eine Müdigkeit, was Gruppenprogramme gibt. Ich glaube, wir alle haben uns jetzt schon mal die Finger verbrannt an irgendwelchen Gruppenprogrammen, wo man zu 100 drinnen sitzt, nie zu Wort kommt und sich denkt, was mache ich da eigentlich. So war es bei mir nie. Es ist immer eine Kleingruppe, immer auf Augenhöhe, immer da. Aber ich merke auch, dass die Leute sagen, hey Eva, bitte mach das für mich. Ja, gern. Kein Thema.

Claudia: Und das, obwohl du ja quasi schon einen Leitfaden geschrieben hast.

Claudia: dein Buch erwähnen?

Eva Primavesi: Oh ja, mein Buch. Ich habe ein Buch geschrieben von unsichtbar zum Pressestar. Das ist vor ein bisschen über einem Jahr herausgekommen. Das ist mein Baby. Und ich freue mich sehr, es kommt gut an, es wurde gut angenommen, ich habe wahnsinnig schönes Feedback bekommen und ich habe damit genau das Ziel erreicht, das ich erreichen wollte, nämlich den Menschen Mut zu machen, Pressearbeit für sich überhaupt anzudenken. Und es ist auch ein sehr praxisorientierter Ratgeber, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du es auch hinbekommst. Das war mir immer wichtig, da steht wirklich alles das drinnen, was ich den Leuten auch so erzähle, wie sie in die Medien kommen, wie sie in die Presse hineinkommen, egal wofür sie sich jetzt entscheiden, hauptsache sie bitten den einmal. Ich freue mich, das Ziel ist erreicht an den Feedbacks und auch an den an den ganzen Rezensionen, die ich bekommen habe.

Eva Primavesi: Ich freue mich riesig, dass die Leute sagen, es ist humorvoll geschrieben, es ist kein trockener Ratgeber Und es ist sehr praxisorientiert. Also du weißt wirklich, was du zu tun hast oder tun kannst. Selber nämlich auch.

Claudia: Und wer es noch nicht weiß, für den gibt es jetzt noch deinen Podcast. Erzähl uns! Brandneu, brandneu.

Eva Primavesi: Ich habe es schon erwähnt, ich bin schüchtern. Und für mich ist es nach wie vor ungewohnt in einem Mikrofon zu sprechen. Noch ungewohnter, wenn hinter dem Mikrofon keiner steht, der mir in die Augen schaut. Mein Podcast steht in den Startlöchern. Starttermin ist der 7. Mai, da wird er starten. Das ist auch der Geburtstag meines Sohnes. Also mein drittes Baby.

Eva Primavesi: Mein zweites Baby, das am 7. Mai auf die Welt kommt. Das Buch ist im Dezember auf die Welt gekommen. Und ja, auch hier möchte ich wieder Mut machen, möchte ich die Menschen erreichen und ihnen Mut machen, dass Pressearbeit in ihre Welt kommt. Dass sie verstehen, was muss ich tun, dass ich in die Presse komme. Und das versuche ich in kleine Häppchen aufzuteilen, dass man sie gut nebenbei konsumieren kann, beim Laufen, beim Putzen, beim Autofahren. Dass man da wirklich auch den Ratgeber im Ohr hat, wie man in die Medien kommt und auch was das bewirkt mit dem eigenen Business. Es macht wirklich einen Unterschied.

Eva Primavesi: Wirklich, ich kann es empfehlen.

Claudia: Wie wird der Podcast heißen?

Eva Primavesi: Der Podcast wird heißen Endlich in der Presse.

Claudia: Okay, Endlich

Claudia: ich das alles in den Show Notes reingeben, dein Buch, den Podcast und deine Webseite.

Eva Primavesi: Danke schön.

Claudia: Jetzt wenn du das alles zusammenfasst, was denkst du ist denn der größte Nutzen den Menschen aus der PR ziehen können?

Eva Primavesi: Der größte Nutzen ist natürlich den, den man nicht in Zahlen ausdrücken kann. Das ist einfach ein Imagegewinn, ein Aufbau in deine Marke. Also gerade wir EPUs, wir leben ja von der Person, die dahinter steht. Unser Business hängt an unserer Person. Und deswegen ist es so wichtig, dass wir unsere Person zeigen. Und dass wir uns als Experten zeigen. Und das ist da, wo Pressearbeit voll einzahlt, unseren Expertenstatus hebt, uns als Mensch zeigt, uns mit unserem Wissen zeigt, das natürlich unser Image hebt und das, was man natürlich schon in Zahlen messen kann, ist die Reichweite zum Beispiel, also wie viele Menschen lesen diesen Artikel und ich sage jetzt Artikel, weil wir gern bei Pressearbeit an die gedruckte Presse, an die gedruckte Zeitung denken. Wie viel lese, wie viel zuhöre, wie viel Zuseher hat dieses Medium und das geht dann schnell einmal in die 100.000, wenn nicht sogar in die Millionenhöhe.

Eva Primavesi: Und was man auch messen kann, ist der sogenannte Werbewert. Also wenn ich jetzt in der Zeitung bin und eine Doppelseite drinnen habe, und meine Kundinnen haben das durch die Bank, eine ganze Seite oder sogar eine Doppelseite, eine Kundin sogar 6 Seiten oder 4 Seiten. Dann kann man sich anschauen, was kostet denn eine Werbeanzeige für eine ganze Seite und dann halt mal 4 oder mal 2, je nachdem wie viele Seiten man drin hat. Und dann sieht man auch in Zahlen, wow, das geht sehr schnell in eine Höhe von 20.000, 30.000 Euro, die ich mir quasi erspart habe, weil ich natürlich für den Artikel nichts zahlen muss. Ja, Man kann natürlich auch dafür zahlen, dann ist es mehr eine Marketingausgabe und da steht dann halt bei den Artikeln auch immer eine ganz kleine Anzeige oder Advertorial dabei, aber im Prinzip die schönsten Erfolge hat man, wenn ein Journalist über das eigene Business schreibt, über den Mehrwert, über das eigene Know-how schreibt. Und wie gesagt, in unserem Metier sind die Journalisten darauf bedacht, dass man wirklich gut dasteht. Egal ob das jetzt Zeitung, Radio, Fernsehen ist oder auch Podcast. Du hättest auch nichts davon, wenn du mich jetzt brüsk beschimpfen würdest und niedermachen würdest.

Eva Primavesi: Die Hörer würden abschalten. Du hättest ein schlechtes Image, ich hätte ein schlechtes Image. Also wir haben alle nichts davon. Genauso denken auch die Journalisten. Du bist ja auch Journalistin. Also insofern wirklich nur Mut. Die Medien sind ja positiv gesonnen. In den Bereichen, in denen wir arbeiten.

Claudia: Das ist ein schönes Schlusswort. In den Medien sind wir positiv gesonnen. Möchtest du uns noch einen Tipp geben oder sollen wir es hier gelassen? Oder möchtest du das als Schlusswort lassen?

Eva Primavesi: Puh, so viele. Ich glaube, das Zauberwort wie so oft heißt einfach tun, einfach ausprobieren. Und wenn man es alleine nicht schafft, Hilfe holen. Das mache ich genauso. Wenn ich irgendwo anstehe, dann frage ich Hilfe. Und es muss nicht immer eine bezahlte Hilfe sein, kann sein, ja, aber ich glaube, das ist das, was ich mir natürlich von den Männernetzwerken abschaue, ist, die rufen schnell einmal an und fragen Rat. Und ich glaube, das können wir Frauen uns auch auf die Fahnen heften, dass wir einfach jemanden anrufen aus unserem Netzwerk und fragen, wie würdest du das denn machen? Oder auch fragen, kennst du da wen, der das braucht? Oder kennst du wen, der mir deine Auskunft geben kann. Und ich glaube, das können wir durchaus ebenso machen, weil es fällt einem kein, wie heißt es, Stein aus der Krone, wenn man jemanden anruft und eine Frage hat.

Eva Primavesi: Im Gegenteil, ich weiß jetzt aus 15 Jahren in der NGO-Branche, die Leute helfen gerne. Du musst sie nur fragen. Und genauso ist es auch bei der Pressearbeit oder beim Businessaufbau oder beim Jobwechsel oder was auch immer. Fragen, Fragen bis man die Antwort bekommt, die einem weiterhilft.

Claudia: Danke, Das ist ein toller Plan. Frauennetzwerke funktionieren einfach ein bisschen anders als Männernetzwerke. Aber nichtsdestotrotz ist es auch ein guter Schluss und ich bedanke mich ganz ganz herzlich bei dir, dass du da warst, dass du deine Geschichte erzählt hast und auch deine Expertise weitergegeben hast.

Eva Primavesi: Danke dir Claudia, danke für die Einladung. Hat mir groß Spaß gemacht. Und du hast tolle Fragen gestellt. Also ich habe schon lang nicht mehr so über mein Leben oder meinen Werdegang reflektiert. Vielen Dank dafür.

Claudia: Danke, sehr, sehr gerne. Und unserem lieben Publikum, vielen Dank auch fürs zuhören. Wir freuen uns natürlich über Nachrichten, über 5-Sterne-Bewertungen. Gebt uns ruhig ein Feedback und natürlich, wenn sie in 2 Wochen wieder einschaltet. Baba!

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